23.02.2024 - Stadtentwicklung
Wir kriegen das Ding
Als das Deutsche Zentrum für Astrophysik - DZA - im Herbst 2022 nach hartem Wettbewerb den Zuschlag für ein milliardenschweres Großforschungsprojekt bekam, versprach der Gründungsdirektor Prof. Günther Hasinger: „Wir werden schon bald in der Lausitz sichtbar sein.“ Begleitet natürlich von den üblichen Unkenrufen. „Die kommen eh nie, alles Fake.“
Nun sind sie da, mittendrin. Im historischen Görlitzer Postgebäude wurde gestern feierlich der Schlüssel für die ersten 100 Arbeitsplätze der Zukunft übergeben. Wenn der Astro-Campus wie geplant ab 2026 gebaut wird, werden dort weitere 900 Menschen tätig sein. Viele hiesige Unternehmen, Dienstleister, Vereine werden enorm davon profitieren.
Man wäre geneigt, in den Jubel der anwesenden Bundesforschungsministerin, des sächsischen Ministerpräsidenten und der großen Gästeschar aus Forschung, Wirtschaft und Politik einzustimmen. Wenn da nicht auch mahnende Worte gefallen wären.
Die Ansiedlung des DZA sei nur ein Baustein eines nachhaltigen Erfolges. Viele weitere Faktoren wie tragfähige Infrastruktur, internationale Vernetzung und natürlich Exzellenz in der Forschung müssen dazukommen. Aber auch - und das geht an uns, die Zivilgesellschaft wie die Kommunalpolitik - das gesamte kulturelle Umfeld muss zum Bleiben einladen.
Hier liegen klare Hausaufgaben. Noch mehr als bisher müssen wir alle kommunalpolitischen Entscheidungen daran ausrichten, ob sie zu einem vielfältigen Leben beitragen. Wir sollten klug abwägen, ob wir mit wenigen teuren Prestigeprojekten nicht die zahlreichen Pflänzchen unterschiedlichster Lebensentwürfe vertrocknen lassen, die in den letzten Jahren bei uns entstanden sind.
So behaglich der Blick in unsere von großem Wohlstand geprägte Vergangenheit ist, so wichtig wird es jetzt sein, die Sinne für das Morgen zu schärfen.
„Wir wollen das Ding“ war in der Wettbewerbsphase der interne Arbeitstitel. Jetzt kriegen wir „das Ding“. Das birgt ungeheure Chancen und große Verantwortung für uns und unsere Stadt.
Text: Axel Krüger, Motor-Sprecher