19.02.2019 - Kommunalwahl

Innenstadthandel braucht Motoren

Zum zweiten "Motor-Montag" lud unser kommunalpolitisches Netzwerk Motor Görlitz am gestrigen Abend ins Jakobs Söhne. Thema: "Handel im Wandel". Raimund Kohli, Vorstandsmitglied von Motor Görlitz und Autohändler, leitete mit Zahlen und Statistiken in den Abend ein. Er merkte an, dass es derzeit nur eine veraltete Studie gibt, die auf Zahlenmaterial von 2011 beruht. Roswitha Hennig (Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH) machte Hoffnung: Eine aktualisierte Studie sei derzeit in Arbeit.

Obwohl der "Motor-Montag" keine Diskussionsveranstaltung sein will, entsponn sich eine lebhafte Debatte. Es zeigte sich schnell, wo der Hase im Pfeffer liegt: Den Görlitzer Einzelhändlern fehlt es an einer starken Stimme. Wie am Abend bekannt wurde, soll der Aktionsring Handel als Interessenvertetung vor dem Aus stehen. Die Auflösung im Frühjahr 2020 erfolgen. Bis dahin dürfe es keinen Stillstand geben, empfahl Axel Krüger, Kommunikationsprofi, Weinhändler und Vorstand von Motor Görlitz. "Der Handel braucht wieder ein deutlich vernehmbares Sprachrohr." Von den anwesenden Händlern wurde ebenso wie von Tobias Heid (Straßburgpassage) darauf hingewiesen, dass es über 300 Einzelhandelsgeschäfte in der Görlitzer City gibt. Aber nur ein Bruchteil engagiere sich. Teilweise scheiterten gemeinsame Aktionen, weil Händler nicht bereit waren, zwanzig Euro in einen Topf zu werfen.

Solange es die Händler nicht schaffen, eine Gemeinschaft zu bilden, wird es schwer mit der Durchsetzung von Interessen. So gibt es den Ruf nach einer einer City-Managerin oder einem Manager. Im Idealfall langfristig beschäftigt, damit Planungssicherheit herrscht und die Händler zu diesem "Kümmerer" Vertrauen aufbauen. Aber was soll diese Person konkret leisten? Solange das von den Händlern nicht klar definiert ist, wird es schwer mit der Umsetzung. Erste Ideen wurden gestern gesammelt. Enrico Merker (Motor Görlitz, betreibt gemeinsam mit seiner Frau zwei Lokale) empfahl, von anderen Städten zu lernen. So gibt es in der deutlich kleineren Stadt Günzburg an der Donau einen Online-Shop. Damit erreichen die Einzelhändler aus der City auch dienjenigen, die das bequeme Einkaufen vom Sofa aus vorziehen. Ein eigener Online-Shop ist für einzelne, kleine Händler meist nicht sinnvoll. Durch die gemeinsame Präsentation auf einem Portal profitieren alle Beteiligten. Inklusive der Kommune, die sich als attraktive Einkaufsstadt darstellt.

Als eine große Herausforderung nannten Händler die fehlenden Arbeitskräfte. Dadurch sei es zum Beispiel schwer, an Samstagen länger zu öffnen. Motor-Sprecher Mike Altmann, seit vielen Jahren beruflich mit dem regionalen Arbeitsmarkt vertraut, brachte auch für dieses Thema eine gemeinsame Lösung ins Spiel: Viele Händler suchen Aushilfen und Pauschalkräfte, um bestimmte Zeiten abzudecken. Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Leute in Görlitz, die sich etwas dazuverdienen wollen. Nicht nur Studenten. Beide Seiten sollte man zusammenbringen. Dazu kann man einen Pool an Pauschalkräften aufbauen, auf den die Händler nach Bedarf zugreifen. Pauschalkräfte bekommen mehr Einsätze als bei einem festen Arbeitgeber. Die Händler wiederum sind flexibler, wenn mal jemand ausfällt. Eine Variante, die übrigens auch für die Gastronomie von Interesse sein könnte.  

Die Umsetzung solcher und anderer Ideen müssen vom Handel selbst ausgehen. Und so waren sich die rund 25 Teilnehmer am Motor-Montag beim Fazit einig: Ohne aktives Engagement und finanzielle Beteiligung der Einzelhändler wird es nicht gehen. Weder der Oberbürgermeister, noch der Stadtrat oder eine städtische Gesellschaft sind dafür zuständig, dass der Handel seine ureigenen Interessen selbst in die Hand nimmt. An Unterstützern mangelt es jedenfalls nicht.

Der Motor-Montag schreibt am 25. Februar seinen dritten Teil. Um 20 Uhr im Jakobs Söhne geht es dann um die "Kulturkonzeption 2030", an der sich die Görlitzer derzeit aktiv beteiligen können. 

 

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