24.04.2019 - Stadtentwicklung
Bahnhof Görlitz bleibt ungeliebtes Stiefkind
Die Bahn-Tochter DB Station & Service AG behandelt den Bahnhof Görlitz weiterhin wie ein ungeliebtes Stiefkind. In der heutigen Ausgabe der Sächsischen Zeitung ist nachzulesen, dass erst 2022 mit Sanierungsarbeiten auf den Bahnsteigen begonnen wird. Wann die katastrophalen Zustände am Südausgang und im Tunnel beseitigt werden, darüber schweigt sich die Bahn aus. Ein Vertreter des Unternehmens meinte bei einem Vortrag in der vergangenen Woche, dass der Görlitzer Bahnhof nicht der wichtigste sei, da „hier nicht so viele Züge halten.“ Für Bürgerrätin und Stadtratskandidatin Juliane Brandt (Freie Liste Motor Görlitz) beißt sich spätestens hier die Katze in den Schwanz. „Erst dünnt die Bahn das Angebot aus. Dann begründet sie ihr fehlendes Engagement in Sachen Bahnhof mit dem schmalen Fahrplan.“
Erst nach der bestenfalls 2029 abgeschlossenen Elektrifizierung könnten Tunnel und Bahnhofshalle in Angriff genommen werden, ist im SZ-Artikel zu lesen. Für Juliane Brandt ist dieses Schneckentempo nicht nachvollziehbar. Auch wenn das Gebäude der Bahn gehöre, müsse die Stadt Görlitz Druck machen. „Wir sind eine alternde Stadt. Da kann man die Reisenden am Südausgang doch nicht über eine steile Treppe schicken, wo sie auf Türen treffen, die sich kaum noch öffnen lassen.“ Da die Bahnhofshalle zwischen 22.45 Uhr und 4.45 Uhr dicht ist, werden die Reisenden von immerhin 14 Zügen gezwungen, den Südausgang zu nutzen, mit Koffern, Kinderwagen, Rollator oder gar im Rollstuhl. Wer dann noch in die Innenstadt möchte, muss den dunklen, im Winter schlecht gestreuten Weg durch den Jakobstunnel nutzen. „Schlechter kann man sich als Stadt nicht präsentieren“, meint Juliane Brandt, die zudem Wegweiser und freundliche Begrüßungen der Ankommenden vermisst. Auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vor dem Bahnhof sind in ihren Augen katastrophal. Gemeinsam mit dem Bürgerrat Südstadt kämpft Juliane Brandt zudem seit Jahren um einen Papierkorb am Südausgang. Vergeblich. So fliegt weiter der Müll regelmäßig über den Zaun.
Für Juliane Brandt steht fest: Der Druck auf die Bahn AG sollte erhöht werden. „Zur Not müssen wir Görlitzer mal gemeinsam den Herrschaften einen lautstarken Besuch abstatten. Berlin ist ja immer eine Reise wert.“
Fotos: Bürgerrat Südstadt