26.04.2019 - Berzdorfer See

Aus für den Wassersport auf dem Berzdorfer See?

Dirk Kählig Dirk Kählig

Dem Berzdorfer See droht eine weitere Einschränkung der Nutzung der Wasserflächen für Tourismus, Freizeit und Sport durch ein umstrittenes Naturschutzgutachten. Das Landratsamt Görlitz will jetzt auf dessen Grundlage weitere zusätzliche Sperrflächen ausweisen, um Vögel zu schützen. Die Wassersportler schlagen nun Alarm. Sie haben wochenlang Vogelbeobachtungen durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Sperrflächen unverhältnismäßig sind.  
 
Landrat Bernd Lange wurde seit Anfang März in mittlerweile drei Schreiben informiert und um Unterstützung gebeten. Bislang gab es keinerlei Reaktion aus dem Landratsamt. Das erfuhr Motor Görlitz in einem Gespräch mit Manfred Dahms vom „Koordinierungskreis Wassersport“ beim Kreissportbund und Obmann für Umwelt im Präsidium des Segler-Verbandes Sachsen. Axel Krüger, Stadtratskandidat von Motor Görlitz und selbst aktiver Segelsportler: „Wir erleben hier ein Beispiel, wie hinter dem Rücken der Aktiven Fakten geschaffen werden sollen. Es herrscht Schweigen bei den Verantwortlichen. Augenscheinlich soll hier ein Thema bis zu den Wahlen ausgesessen werden.“ Er befürchtet gravierende Folgen für den Berzdorfer See, wenn es bei den Sperrflächen bleibt:
 

  • Erhebliche Benachteiligung wassersportlicher Aktivitäten - Kanuten, Paddler, Segler werden auf die Mitte des Sees getrieben, damit geht eine deutliche Gefährdung einher, weil bei einem Unfall eben das „rettende Ufer“ fern ist. 
  • Anhaltende Rechtsunsicherheit für jegliche Investition - Wenn der Wasserzugang unsicher ist, sind Campingplatz, Ferienhaussiedlung oder Hotel unattraktiv. Die wirtschaftliche Entwicklung des Sees wäre akut gefährdet, die prognostizierten Arbeitskräfte entstünden nicht.
  • Aus für große Boote - Der Hafen ist mit Millionen für große Wasserfahrzeuge ausgebaut worden. Diese Boote können mit den großen Sperrzonen kaum mehr gesteuert werden, sie brauchen die Breite des Sees zum Kreuzen. Die Anziehungskraft des Sees für Bootseigner, die die erhoffte Marina beleben sollen, wird geringer. Der Anleger Klein-Neundorf ist für das geplante Fährschiff nur noch unter größter Mühe anzufahren, vor allem das Ablegen wird durch die unmittelbar angrenzende Sperrzone fast unmöglich. 

 

Seit Anfang März gab es mehrere Maßnahmen der Segelsportler, um sich gegen die dramatisch große Sperrfläche zu wehren:
 
Die Wassersportler haben drei Briefe im Büro des Landrates abgegeben. Zwei davon mit Beobachtungsergebnissen zur Vogelwelt am Berzdorfer See, die im Zeitraum vom 16.03.2019 bis 05.04.2019 durchgeführt wurden. In den Schreiben an Landrat Lange gab es sachlich formulierte Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen. Es gab keinerlei Reaktion auf diese Schreiben, nicht einmal eine Eingangsbestätigung.
 
Die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt wurde zweimal schriftlich eingeladen, mit den Wassersportlern gemeinsam an den See zu fahren. Ziel sollte sein, dass sich die Behördenmitarbeiter selbst ein Bild von der Vogelwelt auf dem See machen. Letztendlich wäre damit auch eine Bestätigung der Beobachtungsergebnisse der Segler möglich gewesen.
Auch hier gab es keinerlei Reaktion auf die schriftlichen Einladungen.
 
Das Bundesnaturschutzgesetz lässt Ausnahmeregelungen zu, wenn es ein öffentliches Interesse für die Nutzung des Sees gibt. Dieses ist unzweifelhaft vorhanden (Erholung, Tourismus, Wirtschaft), aber das Landratsamt Görlitz ignoriert dies. Für Ausnahmeregelungen bei öffentlichem Interesse gibt es höchstrichterliche Urteile. Desweiteren spielt das Thema Gesundheit hier herein. Im letzten Jahr traten verstärkt Zerkarien auf. Diese entwickeln sich durch das tonnenweise Einbringen von Vogelkot. Das Gesundheitsamt des Landkreises hatte dazu vorigen Sommer eine Badewarnung für den Berzdorfer See herausgegeben.
 
Die Segler hatten sich in dieser Angelegenheit auch an Ministerpräsident Michael Kretschmer gewandt. Dieser habe gebeten, zunächst Ruhe zu bewahren, um weitere Arbeitsergebnisse abzuwarten. Das haben die Wassersportler zwei Monate lang auch getan. Nun reicht es ihnen, nicht zuletzt weil sie sich nicht ernstgenommen fühlen vom Landratsamt. „Wer Ehrenamtler wie dumme Jungs behandelt, denen man nicht mal auf ihre Schreiben antwortet, muss sich nicht wundern, wenn es irgendwann Gegenwind gibt“, so Axel Krüger. Motor Görlitz unterstützt dementsprechend die Forderungen der Wassersportler und wird mithelfen, notfalls eine große regionale Allianz zu schmieden, die die drohenden Sperrflächen auf dem Berzdorfer See verhindert:
 
Die Forderungen lauten:

  • politische Lösung des Konfliktes im Interesse der zahlreichen Nutzer des Berzdorfer Sees
  • Zurücknahme der Sperrzonen gegenüber der Landesdirektion Dresden
  • gemeinsame Beratung der betroffenen Kommunen, Gewerbetreibenden und Sportler mit der Unteren Naturschutzbehörde
  • Erarbeitung einer neuen Karte mit den tatsächlich notwendigen Sperrflächen, die an der Realität ausgerichtet sind und das   öffentliche Interesse einer gewerblichen, touristischen und sportlichen Nutzung des Sees berücksichtigt
  • keine weiteren temporären Einschränkungen der Freizeit- und Sportschifffahrt und der allgemeinen Nutzung des Berzdorfer Sees

Download der Schreiben von Manfred Dahms (Lausitzer Wassersportfreunde e.V.) an Landrat Bernd Lange:

Schreiben vom 3.3.2019

Schreiben vom 25.3.2019

Schreiben vom 8.4.2019

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