28.07.2020 - Stadtentwicklung

Motor-Montag vereint Generationen

Zum gestrigen Motor-Montag freute sich das Kommunalpolitische Netzwerk Motor Görlitz e.V. über einen gut gefüllten Garten im Restaurant Jakobs. Eingeladen hatte Motor, um über Helenenbad und Bahn-Station Weinhübel zu reden. Etwa 30 Görlitzerinnen und Görlitzer folgten dem Ruf. Die Altersspanne reichte von Anfang 30 bis Ende 70. „Diese beiden Themen verbinden Generationen“, sagte Axel Krüger. Als Sprecher des unabhängigen Motor-Netzwerkes, das weder Partei noch Wählervereinigung ist, freute er sich, dass insgesamt fünf Stadträte der Fraktionen Motor Görlitz/Bündnisgrüne und CDU teilnahmen. „Wir wollen mit allen demokratischen Kräften nach den besten Lösungen suchen. Wer welches Parteibuch im Schrank liegen hat, spielt dabei keine Rolle“, so Krüger.

In zwei thematischen Gruppen wurde über Helenenbad und Haltepunkt Weinhübel diskutiert.
 

Aquapark im Helenenbad?

Mike Altmann, Fraktionsvorsitzender von Motor Görlitz/Bündnisgrüne erläuterte den Gästen kurz den aktuellen Stand. Nachdem die bisherigen Betreiber vom Verein für Arbeitsmarkt und Regionalentwicklung AUR e.V. zum Jahresende aufhören, übernimmt KommWohnen das Areal. Dies sei eine gute Gelegenheit, dass sich die Stadtgesellschaft Gedanken um die Zukunft des Helenenbades macht. Die Verwaltung soll unter Einbeziehung der Bürgerschaft drei Varianten prüfen: Betrieb wie bisher, Reaktivierung als Freibad und alternative Nutzung. „Natürlich gibt es bei vielen Görlitzern den Wunsch, dass das Helenenbad wieder ein richtiges Freibad wird. Wenn nach der Prüfung herauskommt, dass das aufgrund von Aufwand und Kosten nicht zu stemmen ist, dann ist das auch ein wertvolles Ergebnis“, so Altmann.

An der Diskussion beteiligten sich wichtige Wegbegleiter der „Helene“. Dazu gehört Heiderose Starke. Die Gartenarchitektin war Anfang der 90er Jahre an der Modernisierung des Objektes beteiligt. Auch Christoph Suda, Vorsitzender des bisherigen Betreibers AUR e.V., brachte seine Erfahrung ein. Seit 2007 pflegt er das Areal mit seinem Verein. 2015 kam eine Kinderbadelandschaft hinzu. In all den Jahren gab es Finanzierungsprobleme. Ohne Arbeitskräfte, die durch das Jobcenter gefördert wurden, wäre der Betrieb unmöglich gewesen. Wie soll es nun in Zukunft werden? Geht es nach OB Ursu, übernimmt KommWohnen das Helenenbad in der jetzigen Form und sorgt dafür, dass die Anlage gepflegt wird. Diesem Plan konnten die Anwesenden durchaus Positives abgewinnen, wünschen sich aber, dass die eine oder andere Sportanlage zusätzlich errichtet wird, etwa für Freizeitkicker. Es soll bereits Planungen für einen Ballspielplatz im ehemaligen Schwimmbecken geben. Eine Förderung wäre nach Informationen von Motor Görlitz auch möglich. Das Projekt ruht aber aufgrund der Unsicherheiten bei der Betreibung.


Ebenfalls thematisiert wurde der Ausbau zum Naturbad. Die Voraussetzungen in Bezug auf Geländegröße, Topografie und Wasservorkommen sind günstig. Wie hoch genau die Kosten für die Investitionen und den späteren Betrieb wären, muss nun die Prüfung der Stadtverwaltung zeigen.
Auch in Bezug auf alternative Nutzungen gab es Ideen. Speziell für jüngere Einwohner und Gäste fehlt bisweilen der Spaßfaktor in Görlitz. Für den könnte ein Aquapark sorgen. Diese Anlagen bestehen aus hochwertigen PVC-Elementen, wie man sie von Hüpfburgen kennt, stehen aber komplett im Wasser. Spielen, rennen, rutschen, klettern – ein Spaß für jung und alt. Um städtische Gesellschaften vom Betrieb zu entlasten, der nicht zu deren Kernkompetenzen zählt, wäre die Entwicklung und Betreibung durch einen privaten Investor wünschenswert.  


Weinhübel macht Bahnreisen komfortabler

Nur mit großem Aufwand ist es im Stadtrat gelungen, die bereits beschlossene Schließung dieser Bahn-Station nochmals zu prüfen. Seit 2011 laufen Gespräche mit der Bahn, eine Station am Berzdorfer See auf Höhe Deutsch Ossig zu errichten. Bislang geht die Stadtverwaltung davon aus, dass dafür der Haltepunkt Weinhübel weichen muss. Danilo Kuscher, Stadtrat von Motor Görlitz/Bündnisgrüne brachte die Runde auf einen aktuellen Stand. „Viele der vorgebrachten Argumente, warum Weinhübel weichen muss, halten der Überprüfung nicht stand“, sagte Kuscher. So werde erklärt, dass durch den zusätzlichen Stopp der Fahrplan nicht zu halten sei und man einen weiteren Zug einsetzen müsse. Das würde eine Million Euro pro Jahr kosten. Außerdem kämen Investitionskosten von 300.000 Euro für den Bahnsteig hinzu. Und die Anzahl an Fahrgästen sei einfach nicht ausreichend. Wie sehen aber die konkreten Reisendenzahlen tatsächlich aus und wie wurden sie erfasst? Können die nötigen zwei Minuten wirklich nicht herausgefahren werden, obwohl sich die Fahrzeit seit 2016 zwischen Horka und Hagenwerder um vier Minuten reduziert hat und der polnische Streckenteil nunmehr modernisiert ist und mehr als Tempo 60 ermöglicht? Wurde die Entwicklung der drei großen Anlieger Kühlhaus, Görlitzer Werkstätten und DPFA Schulen bei der Bedarfsplanung berücksichtigt?

Auf diese Fragen soll es nun belastbare Antworten geben. Auch im Interesse der älteren Nutzer der Station in Weinhübel. Eine Dame aus dem Süden der Stadt würde die Schließung des Haltepunktes jedenfalls traurig stimmen. „Ich fahre regelmäßig zu meiner Schwester nach Berlin. Ohne die Station in Weinhübel bräuchte ich deutlich länger und die Reise wäre beschwerlicher.“ Der Tenor der Runde war einhellig: Im Jahr 2020 aktiv den Rückbau einer Bahn-Station zu betreiben, grenzt an politischen Anachronismus. Insbesondere vor dem Hintergrund der zu erwartenden Investitionen ins Streckennetz sollte Görlitz alles versuchen, damit die Züge sowohl in Deutsch Ossig als auch in Weinhübel halten. Um die Verwaltung dabei zu unterstützen, sollen Fakten und stichhaltige Argumente gesammelt werden. Dafür will sich das Kühlhaus mit den anderen Anliegern Görlitzer Werkstätten und DPFA Schulen zusammenschließen. Die Bürgerschaft soll ebenfalls einbezogen werden, z.B., im Rahmen einer öffentlichen Anhörung. Ein entsprechender Antrag könnte nach der Sommerpause im Stadtrat gestellt werden.

 

Fotos: Paul Glaser
 
 

Weitersagen, teilen & mitentscheiden!