20.09.2021 - Kinder und Jugend
Görlitz soll kinderfreundliche Kommune werden
Anlässlich des Weltkindertages schlägt das Kommunalpolitische Netzwerk Motor Görlitz e.V. vor, die Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Stadt verbindlich umzusetzen. Görlitz soll sich dafür am Programm „Kinderfreundliche Kommune“ beteiligen, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. Motor-Sprecher Axel Krüger: „Mit der Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne wurde abgestimmt, einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat einzubringen. Wer Kinder und Jugendliche an die Stadt binden möchte, sollte sie ernst nehmen und an Entscheidungen beteiligen. Es gibt in Görlitz zudem besondere Herausforderungen. In unserer Stadt benötigt jedes fünfte Kind unter 15 Jahren staatliche Leistungen. Das ist eine fast doppelt so hohe Quote wie im Freistaat Sachsen. Für die großen Zukunftsaufgaben brauchen wir die junge Generation und müssen als gesamte Stadtgesellschaft alles tun, um niemanden zurückzulassen. Wenn wir uns heute nicht intensiv um die Kinder bemühen, gucken wir morgen ins Leere.“
Bestandsaufnahme, Aktionsplan, Loslegen
Das Programm „Kinderfreundliche Kommune“ läuft über vier Jahre. Zunächst erfolgt eine Bestandsaufnahme. Wo ist Görlitz bereits gut aufgestellt und wo gibt es Verbesserungspotenzial? Dazu werden auch die Kinder und Jugendlichen befragt. Auf Grundlage der Analyse erstellen Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen einen auf Görlitz abgestimmten Aktionsplan. Darin werden Maßnahmen zur Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen festgelegt. Wenn Zeitpläne, Verantwortlichkeiten und Finanzierung klar sind, beschließt der Stadtrat den Aktionsplan. In den folgenden drei Jahren setzt die Stadt den Plan um und bindet dabei Kinder und Jugendliche intensiv ein. Der gesamte Prozess wird von Sachverständigen begleitet. Sichtbares Zeichen des Engagements ist ein international anerkanntes Siegel „Kinderfreundliche Kommune“, das im Auftrag von UNICEF und Deutschem Kinderhilfswerk vergeben wird. Görlitz wäre die erste sächsische Stadt, die diese Auszeichnung erhält.
Im Zentrum des Programms „Kinderfreundliche Kommune“ stehen vier Themen:
Kindeswohl hat Vorrang
Das Kindeswohl umfasst alle Lebensbedingungen junger Menschen. Insbesondere Gesundheit, Schutz vor Gewalt, sichere Räume sowie ausreichende Möglichkeiten für Bewegung, Spiel und Freizeit. Gehandelt wird nach den Zielen der UN-Kinderrechtskonvention. Bei allen Entscheidungen von Stadtrat und Verwaltung wird in einem Abwägungsprozess den Interessen der Kinder Vorrang eingeräumt.
Rahmenbedingungen schaffen
In einer kinderfreundlichen Kommune gibt es Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche. Sie sollen Bindeglied sein zu Politik und Verwaltung. Dabei kann es sich um Kinder- und Jugendbüro handeln oder eine Interessenvertretung aufgebaut werden.
Beteiligung ermöglichen
Kinder und Jugendliche wollen mitarbeiten und ernst genommen werden. Vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für die junge Generation ermöglichen das. Eine gute Möglichkeit ist ein Kinder- und Jugendstadtrat, ein Kinder- und Jugendbeirat oder ein ähnliches Gremium. Die Stadt entscheidet eigenständig über die Ausgestaltung und stellt Kindern und Jugendlichen ein eigenes Budget zur Verfügung. Damit können die jungen Görlitzer selbst entscheiden, welche Projekte umgesetzt werden. Das Prinzip ist vergleichbar mit den Budgets in den Stadtteilen mit den Bürgerräten.
Informationen bereitstellen
Nur wer weiß, welche Rechte es gibt, kann sie auch einfordern und sich beteiligen. Görlitz informiert deshalb umfänglich über Kinderrechte, Maßnahmen für die junge Zielgruppe und berichtet regelmäßig zur aktuellen Situation. Kinder und Familien, die besondere Unterstützung benötigen, werden über Hilfen, Beratungsangebote und Anlaufstellen informiert.
Umfangreiche Informationen unter www.kinderfreundliche-kommune.de
Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay