22.01.2023 - Berzdorfer See

Neujahrstrunk am Berzdorfer See

Zum Neujahrstrunk bei urigem Winterwetter lud die Stadtbewegung Motor Görlitz am 21. Januar an die Strandbar Berzdorfer See ein. Rund 50 fröhliche Menschen kamen und bewunderten das Seeflair bei Flockenwirbel. Nachdem mit Glühwein auf ein gutes Jahr 2023 angestoßen wurde, holte Motor-Sprecher Axel Krüger die Gäste zu einer kleinen Gesprächsrunde ins wettergeschützte Zelt. Krüger sieht in Görlitz eine positive Zeitenwende: „Durch die Ansiedlung von Forschungszentren werden wir neue Menschen anziehen. Dafür ist der Freizeitwert der Stadt mit dem Berzdorfer See als Herzstück elementar.“


Motor-Sprecher Axel Krüger

Bürgermeister: Görlitz hat vieles nicht in der eigenen Hand
Umso erfreulicher, dass für Bürgermeister Benedikt Hummel der See weit oben auf der Agenda steht. Nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt im August traf er sich mit Unternehmern und Sportlern im Hafen-Cafe. Hummel kann die Ungeduld bezüglich der Entwicklung nachvollziehen, macht aber keine falschen Hoffnungen. Görlitz habe viele Dinge nicht selbst in der Hand. LMBV, Freistaat und Landkreis sitzen am längeren Hebel. Positiv sei, dass die Strandpromenade nach langen Debatten gewidmet wurde. Damit könne man Bebauungspläne aufstellen und loslegen. Vor allem für die Grundstückseigentümer in Deutsch Ossig wichtig. Aber auch für die Stadt.
 
Dennoch seien nicht alle Wünsche umsetzbar. Straße und Strandpromenade zu trennen und einen großen Parkplatz in Richtung Bahndamm zu bauen, scheitert zum Beispiel an den Biotopen, die sich mittlerweile gebildet haben. „Diese Biotope müssten wir umsiedeln. Das kann durchaus zehn Jahre dauern“, so Hummel. Deshalb soll die jetzige Strandpromenade verbreitert werden, um Anfahrt, Parken und Flanieren baulich zu trennen. „Dafür wollen wir einen Projektantrag über das Programm GRW-Infra stellen“, so Hummel.  Dort soll möglichst viel hinein gepackt werden, um das Gelände vom Parkplatz bis Deutsch Ossig zu entwickeln. Auch die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung am Nordoststrand soll in das Paket. Mit der bitteren Folge, dass es weitere Jahre kein fließend Wasser am Nordoststrand gibt.



Bürgermeister Benedikt Hummel.

Wirtschaft: Sofortmaßnahmen sind nötig
Genau das möchte Rene Freigang von der Strandbar verhindern. „In der Saison müssen wir täglich 100 Liter Wasser schleppen. Ich hoffe, dass es zumindest eine provisorische Lösung gibt, bis es zum großen Bau kommt.“ Außerdem würde sich Freigang freuen, wenn es auch in der nächsten Saison Toilettencontainer gibt. Das sei wichtig für die tausenden Badegäste am Nordoststrand erholen. Bislang wurden die WCs von der Stadt Görlitz gestellt. Aktuell heißt es aus dem Rathaus: Machen wir nicht mehr. Das Problem nimmt Bürgermeister Hummel mit in die Dienstberatungen. Ebenso wie die Thematik Wasser und Abwasser. 


Wer wie Rene Freigang regelmäßig am Nordoststrand ist, beobachtet ein ernstes Problem: Der Wellengang frisst den Strand. Freigang fürchtet, dass ohne sofortige Maßnahmen der Abschnitt Ende nächsten Jahres gesperrt werden muss, weil das Wasser dann bis an die Promenade reicht. Genau hier befindet sich Görlitz im Dilemma, so Bürgermeister Benedikt Hummel: „Wir sind von der LMBV abhängig, die einen Planungshorizont von zehn bis zwölf Jahren hat. Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber es tut sich nichts.“ Um das Schlimmste zu verhindern, soll es Zwischenlösungen geben. Also Strand aufschütten.

 

Strandbar-Betrieber Rene Freigang

 

Sportler: Mehr Leben auf den See bringen
Zu den aktivsten Nutzern des Berzdorfer Sees gehören die Wassersportler. Stellvertretend für sie berichtet Manfred Dahms, Aktivposten am Segelstützpunkt Blaue Lagune. „Wir bringen Leben und attraktive Bilder auf den See. Uns zeichnet die internationale Zusammenarbeit mit Sportfreunden aus Polen und Tschechien aus. Dazu gehört auch das internationale Jugendsegelcamp, das im August 2023 wieder stattfindet.“ Für dieses trinationale Treffen hatte Motor Görlitz Spenden gesammelt. Beim Kochevent „17 Tage – 17 Essen“ und der Versteigerung des Görlitzer Christbaumes kamen 1065 Euro zusammen, die Axel Krüger an Manfred Dahms übergab.

Beide hoffen, dass es noch Kompromisse bei der Schiffbarkeitserklärung gibt (Diese Erklärung regelt, was auf dem See erlaubt ist und was nicht.) Stand jetzt ist die Seenutzung zu 80 Prozent eingeschränkt. Außerhalb der Saison ist der See tabu. In der Saison darf er nur zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang befahren werden. Große Teile des Territoriums sind ohnehin gesperrt. Manfred Dahms hat kaum Hoffnung, dass die zuständigen Behörden daran etwas ändern. So bleibt es wohl ein frommer Wunsch, dass Kiter wieder auf den See dürfen. „Es gibt bestimmt Stellen, wo sie ihren Sport treiben können, ohne dass die Energieversorgung gefährdet wird.“ Realistischer ist Dahms Hoffnung auf weitere Liegeplätze am Hafen. Gespräche dazu laufen. Mit der Stadtverwaltung und Kommwohnen.


"Segel-Manni" Manfred Dahms 

 

Fraktion: Wir brauchen jetzt Wasser und nicht erst in fünf Jahren
Voller Energie startet die Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne ins Stadtratsjahr 2023. Fraktionsvorsitzender Mike Altmann verspricht, „penetrant an den Seethemen dranzubleiben“. Er wünsche sich eine stabile Struktur, die den See entwickelt, mit festen Ansprechpartnern für Leute, die am See aktiv sind. „Der Oberbürgermeister möchte seit zwei Jahren eine See GmbH auf den Weg bringen. Wir haben schon lange nichts darüber gehört.“

Was die aktuellen Probleme angeht, wünscht sich die Fraktion einen Paradigmenwechsel im Rathaus, so Altmann: „Müssen wir jede kleine Maßnahme in ein großes Förderprojekt packen? Bekommen wir Wasser, Abwasser und Sanitäranlage an einem Strandabschnitt für mehrere tausend Menschen nicht ohne Fördermittel hin? Diese Infrastruktur wird dringend benötigt und nicht erst in vier oder fünf Jahren.“


Mike Altmann von der Ratsfraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne

 

Die Stadtbewegung Motor Görlitz freut sich auf ein spannendes und bewegendes Jahr. Der Auftakt war vielversprechend. Vielen Dank an alle, die dabei waren. Besonders bedanken wir uns beim Team der Strandbar für die Gastfreundschaft und die Unterstützung beim Neujahrstrunk. 

Fotos: Paul Glaser

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