21.03.2019 - Kultur

Etikett macht noch kein Lausitz-Festival

Mike Altmann Mike Altmann

Gestern wurde im Rahmen einer Pressekonferenz das geplante Lausitz-Festival erstmals vorgestellt. Dafür hat der Bund vier Millionen Euro bewilligt. Bereits in der nächsten Woche sollen die ersten fünf klassischen Konzerte in verschiedenen Lausitzer Orten stattfinden. Dazu ist eine regionale Ideenwerkstatt geplant, zu der kurzfristig eingeladen wurde. Ziel des Festivals: Es soll den Strukturwandel begleiten und Menschen positiv auf die Lausitz aufmerksam machen. Dazu erklärte der Sprecher von Motor Görlitz, Mike Altmann:
 

Die öffentliche Wahrnehmung des Lausitz-Festivals erinnert fatal an das Dreiklang-Festival, das in den 2000ern vom ehemaligen Wirtschaftsminister Kajo Schommer befördert wurde. Damals wie heute gleicht sich das Ziel: Über klassische Musik Menschen in die Region locken. In beiden Fällen geht es um ein Festival, das ohne Mitwirkung der regionalen Akteure aus der Taufe gehoben wurde. Mit mehreren Millionen vom Steuerzahler finanziert.

Während die lokalen Kulturschaffenden um jeden Zuschuss kämpfen müssen, sind ohne viel Aufsehen vier Millionen Euro aus dem Bundeskulturetat bewilligt worden. Für ein Vorhaben zweier Hamburger, die mit ihrem Engagement nach eigener Aussage Gäste in die ostsächsische Provinz locken. Bitter daran: Die Menschen vor Ort wurden gar nicht gefragt, was sie ihren Gästen anbieten möchten.
 
Bereits im Sommer 2018 war bekannt, dass es Geld für das Lausitz-Festival geben wird. Es ist merkwürdig, warum nun mit so heißer Nadel der Auftakt gestrickt wurde. Teilweise erfuhren selbst die Bürgermeister über die Presse, dass in ihrem Ort Konzerte des Lausitz-Festivals stattfinden. Ohne die ernsthafte Einbindung der Akteure vor Ort, wird das Festival scheitern, die Millionen versanden. Es reicht nicht, nur ein Lausitz-Etikett  aufzukleben. Wer echtes Interesse an diesem Landstrich hat, fördert das Ermöglichen, nicht den Konsum. Wer die Lausitz in eine gute Zukunft lenken will, benötigt Formate, die junge Menschen anziehen und sollte ihnen Freiräume bieten, um selbst zu gestalten. All dies lässt sich in ein Lausitz-Festival integrieren. Bleibt es bei einer reinen Tournee für zweifellos erstklassige Künstler, ist der Name Lausitz nicht mehr als eine Ortsmarke für das Festival.
 
Es gilt nun, die Görlitzer Kulturservicegesellschaft dabei zu unterstützen, dass die regionalen Akteure auf Augenhöhe eingebunden werden. Nur so lässt sich ein Festival etablieren, dass von den Menschen vor Ort gelebt wird und sich somit langfristig etabliert. Dass die städtische Gesellschaft erst kurz vor dem Auftakt die Organisation übertragen bekam, macht die Arbeit nicht leichter. 

Mike Altmann kandidiert als Unabhängiger auf der "Freien Liste Motor Görlitz" für den Stadtrat und auf der Liste der "Bürger für Görlitz" für den Kreistag.

 

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