17.04.2019 - Stadtentwicklung

Für einen zeitgemäßen Denkmalschutz in der Gründerzeitstadt

Sandro Kühn Sandro Kühn

Anlässlich des Internationalen Denkmaltags am 18. April plädiert die Stadtbewegung Motor Görlitz für den Erhalt der Denkmalschutzbehörde in Görlitz. Über die Ausgestaltung des Denkmalschutzes sollte insbesondere in der Gründerzeitstadt allerdings nachgedacht werden. Neben hohem Leerstand wird dieses Gebiet von sanierungs- und sicherungsbedürftigen Gebäuden geprägt. Vor zwei Jahren machte das einsturzgefährdete Haus Landeskronstraße 34 Schlagzeilen: Es wurde abgerissen und ist seitdem als städtebauliche Störung deutlich wahrnehmbar (Foto). Nach Aussage der Stadtverwaltung gibt es zurzeit etwa 150 Gebäude, die in einem „schwierigen Zustand“ sind (Sächsische Zeitung vom 16.02.18). Oft muss die Stadt in Vorleistung gehen, da sich Eigentümer trotz Instandsetzungsgebot nicht um ihren Besitz kümmern. Die Kosten hierfür sind immens und belasten den städtischen Haushalt. Stadtratskandidat Sandro Kühn (Freie Liste Motor Görlitz) ist Architekt. Nach seiner Auffassung bedarf es einer grundsätzlichen Strategie im Umgang mit Gründerzeitdenkmälern:
 
„Wir brauchen neue zeitgemäße Entwicklungsmöglichkeiten, um die Attraktivität von Gründerzeitgebäuden zu steigern. Oberste Priorität sollte haben, dass wir das Flächendenkmal schützen und weitere Baulücken vermeiden. Im Hinblick auf zeitgemäße Nutzungs- und Wohnansprüche benötigt Görlitz gelockerte denkmalpflegerische Anforderungen an das Einzeldenkmal. Dabei dürfen, wenn es der Nutzbarmachung des einzelnen Gebäudes dient, auch größere bauliche Eingriffe kein Tabu sein. Ob Grundrissänderungen, Gauben, oder hofseitige Dachterrassen – unter dem Strich sollte die architektonische Qualität einer Maßnahme das entscheidende Kriterium sein.
 
Hierfür wurde bereits 2016 vom Amt für Stadtentwicklung die sogenannte „Stadtumbau-Matrix“ entwickelt. Die Matrix funktioniert über ein einfaches Bewertungssystem mit dem Ziel der Weiterentwicklung von bestehenden Strukturen. Außerdem gibt sie auch Auskunft über die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Revitalisierung. Es geht also darum, einerseits denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, und andererseits neue Nutzungen und zeitgemäßes Wohnen zu ermöglichen.
Leider ist bislang nichts über die Ergebnisse der Pilotphase oder über die tatsächliche Verwendung der Matrix öffentlich bekannt geworden. Ich plädiere für die Veröffentlichung der gesammelten Erfahrungen. Anschließend gilt es die „Stadtumbau-Matrix“ zu optimieren und konsequent zur Anwendung zu bringen.“
 
Link zur „Stadtumbau-Matrix“: https://www.goerlitz.de/uploads/02-Buerger-Dokumente/Stadtentwicklungskonzept/Stadtumbau-Matrix_Text.pdf

Foto: Sandro Kühn
 
 
 

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